Ich habe vor ein paar Tagen endlich, wirklich endlich, The Legend of Heroes - Trails of Cold Steel 1 angefangen. Ich hatte Teil 1 und 2 schon damals für die PS3 und auch den ersten reeeelaativ weit gespielt aber die PC Fassung (und die für PS4 etc,) sind ein wenig upgedated, zum Beispiel sind jetzt zumindest alle relevanten Dialoge vertont (vorher eben nur ein Teil) und auch die Grafik wurde ein wenig mit Lichtglanzeffekten, Schatten etc. aufpoliert. Das Spiel erschien nämlich ursprünglich auf der PS Vita.
Die The Legend of Heroes Serie stammt vom kleinen Entwickler Falcom, (am bekanntesten von denen dürfte die Ys Action Adventure Serie mit Rotschopf Adol sein, Ys IX - Monstrum Nox erschien dieser Tage gerade auf PS5, auf PC allerdings schon vor zwei Jahren), und feierte bereits 1989 ihren Ursprung mit Dragon Slayer auf dem MSX Heimcomputer. Alle The Legend of Heroes Teile spielen in der gleichen Welt aber in unterschiedlichen Ländern und zu unterschiedlichen Zeiten. TLoH ist in mehrere Unterserien unterteilt, deren aktuelle Serien (ab 2004) alle mit Trails im Titel beginnen. Vor der vierteiligen Trails of Cold Steel Serie gab es z.B. die Trails in the Sky Trilogie (wovon ich zugegeben bisher auch nur den ersten Teil gespielt habe), die ursprünglich auf der PSP erschienen sind. Inzwischen gibt es aber Ports auf alle möglichen Systeme und Plattformen. Von Trails erscheint praktisch ein Spiel im Jahr, also inzwischen gibt es glaube so um die 17 Teile, die auch nach und nach übersetzt werden und hierzulande und auf Steam sowie GoG erscheinen.
Die Trails of Cold Steel Serie gilt so ein wenig wie das Sahnehäubchen, da die vier Teile beinahe die gesamte Lebensgeschichte der Hauptfigur umfasst. Die meisten anderen Teile sind immer nur ein bis zwei Spiele lang.
Rean ist ein Bürgerlicher, der talentiert genug ist um auf die Thor Militärakademie zu gehen. Vor Ort angekommen stellt er als erstes fest, dass seine Schuluniform rot ist und nur wenige andere Mitschüler auch rot tragen. Die bürgerlichen Schüler tragen grün, die Adligen tragen weiß. Das Geheimnis wird schnell gelüftet, er kommt in die spezielle, erstmalig eingeführte "Class VII", die besteht aus Bürgerlichen, Adligen und sogar Austauschschülern aus anderen Ländern, der Grund für diese Klasse ist nicht nur ein soziales Experiment (und natürlich führen die Standesunterschiede bei einigen Klassenkameraden durch die ganze Geschichte immer wieder zu Spannungen) sondern auch, dass eine neuartige spezielle "Battle Orbmentation" erfunden wurde und die Klassenmitglieder die höchste Affinität zu dessen Nutzung aufweisen.
Class VII unterliegt einem speziellen Lehrplan, es gibt den Unterricht und Quests an der Schule mit sozialer Interaktion und Bonuspunkten bei steigender Affinität, ganz wie bei Atlus' (Sega) Persona Serie, aber die Schüler werden auch immer wieder auf "Missionen" außerhalb geschickt, ganz wie gewöhnliche Abenteurer, um Leuten zu helfen und besuchen teilweise die Heimatorte der Klassenmitglieder, um sich besser kennenzulernen. Zum Auftakt und um richtig eingestimmt zu werden wird Class VII auch sofort nach der Begrüßung gewaltsam(!) in einen Dungeon geschmissen, während die anderen Klassen den normalen Unterricht beginnen.
Nach allerdings nur fünf Monaten passiert das Unglück, das Nachbarland greift an und die unerfahrenen Schüler finden sich mitten im Krieg wieder. Im abschließenden vierten Teil ist alles vorbei (oder auch nicht) und Rean, inzwischen erfahrener Veteran, wird schließlich selbst Lehrer.
Das Spiel ist sehr dialoglastig, jeder NPC hat was zu erzählen und wenn man später wieder in die Stadt kommt erzählt er was anderes, in der Regel die Fortsetzung seiner Geschichte. Das verstärkt den Eindruck einer lebendigen, sich verändernden Welt und so ein enormer Aufwand ist leider verdammt selten in Spielen.
Die 3D Grafik ist nach heutigem Ermessen natürlich super simpel, es ist eben ursprünglich ein Vita Spiel, das ein wenig aufgebohrt wurde. Allerdings sind die Orte ziemlich groß und man kann praktisch in jedes Haus hereingehen (aber nichts klauen). Dadurch ist es für mich perfekt es auf dem SteamDeck zu spielen.
Das Kampfsystem besteht aus rundenbasierte Party-Kämpfen, ähnlich Persona oder Final Fantasy bis XIII. Der Twist hier sind eben die "Orbmentations". Je nachdem was für Orbs man einer Figur einsetzt kann diese vielleicht Feuermagie oder Heilmagie oder spezielle Schwerttechniken. Da kann man gewaltig experimentieren und teils auch selbst craften. Die Kämpfe gehen zum Glück auch sehr flott, teils noch mal einen Ticken schneller als bei Persona 5, das macht sie kurzweilig und man ist nicht nach einer Stunde angenervt. Das Spiel wechselt ständig zwischen Dialogpart, Kampf- und Erkundungspart sowie Quest- und Rätsel lösen Part, bzw. mischt die teils auch miteinander. Auch dadurch wird Langeweile vorgebeugt. (Wie ich durch Zufall feststellen durfte, es gibt auch versteckte Quests, die werden nicht angezeigt, man muss also schon mit den NPCs zur richtigen Zeit reden um die zu Triggern).
Generell gelten die Trails Spiele als gar nicht mehr so geheimer Geheimtipp sondern als Speerspitze der Rundenkampf-RPGs, die eben darunter leidet, dass die Grafik immer einfach zwei bis drei Generationen hinterherhängt, was auf dem 7 Zoll SteamDeck aber völlig okay ist.
Der Suchtfaktor ist ziemlich hoch, wer eine Affinität für Rundenkämpfe hat oder Spiele wie Divinity - Original Sin oder Baldur's Gate mag, der sollte dem trotz der Grafik mal eine Chance geben.